Teilqualifizierung zum Berufsabschluss
Arbeitgeber stehen vor einer zentralen Herausforderung: Qualifizierte Fachkräfte zu finden wird immer schwieriger. Eine komplette Ausbildung mitten im Berufsleben nachzuholen, ist jedoch eine große Herausforderung. Teilqualifizierungen (TQs) bieten hier eine Lösung: Schrittweise erwerben Beschäftigte einen anerkannten Berufsabschluss. Dieses Instrument kann für Arbeitgeber eine Chance sein, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und sich zukunftsfest aufzustellen.
Unternehmen brauchen flexible Lösungen für ihren Fachkräftebedarf. Wenn Mitarbeiter aufsteigen oder das Unternehmen verlassen, fehlt plötzlich ihr Wissen. Die TQ bietet einen pragmatischen Ausweg: Beschäftigte erwerben gezielt die Fähigkeiten, die der Betrieb gerade braucht – ohne langwierige Vollausbildung. So können Hilfskräfte zu Fachkräften werden, und das Unternehmen entwickelt sein Personal aus eigener Kraft.
Was sind Teilqualifizierungen?
Eine TQ besteht aus mehreren Weiterbildungseinheiten, die jeweils einen Teilbereich eines anerkannten Ausbildungsberufs abbilden – meist fünf bis sieben Module. Jedes Modul endet mit einem Zertifikat, das durch einen Bildungsträger oder durch die zuständige Kammer (IHK/ HWK) ausgestellt wird. Wer alle Module erfolgreich absolviert, kann anschließend über die Externenprüfung (§ 45 Abs. 2 BBiG) einen vollwertigen Berufsabschluss erlangen. Diese Prüfung entspricht in Inhalt und Anforderungen der klassischen Abschlussprüfung.
Für wen eignen sich TQs?
Teilqualifizierungen richten sich an Erwachsene ab 25 Jahren, die keine abgeschlossene Berufsausbildung besitzen oder sich neu orientieren möchten. Typische Zielgruppen sind:
- Berufserfahrene Helfer sowie An- oder Ungelernte,
- ältere Arbeitslose und Langzeitarbeitslose,
- Personen mit familiären Verpflichtungen oder gesundheitlichen Einschränkungen,
- Fachkräfte in beruflicher Neuorientierung,
- Menschen mit ausländischem Berufsabschluss.
Vorteile für Unternehmen und Beschäftigte
Der modulare Aufbau einer TQ ermöglicht eine passgenaue und praxisorientierte Qualifizierung, die sich gut in den Arbeitsalltag integrieren lässt. Ob in Vollzeit, Teilzeit oder per E-Learning – die Lernformen sind flexibel gestaltbar. Unternehmen profitieren von gezielter Kompetenzentwicklung, reduzieren Fachkräftelücken und stärken die Mitarbeiterbindung.
Auch finanziell lohnt sich das Modell: Die Bundesagentur für Arbeit kann Lehrgangskosten bis zu 100 Prozent übernehmen und bei Bedarf sogar anteilig das Arbeitsentgelt während der Qualifizierung fördern. Eine Studie des IAB zeigt: Der Großteil der Teilnehmer geht bereits nach wenigen Monaten in eine dauerhafte Beschäftigung über. Knapp 70 Prozent hatten nach fünf Jahren eine um 11 Prozentpunkte höhere Beschäftigungsquote, und ihr Entgelt lag um rund 300 EUR monatlich höher als zuvor.
In vier Schritten zur Qualifizierung
Zunächst sollten Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam eine Bedarfsanalyse erstellen:
Was können die Mitarbeiter bereits?
Welche Kompetenzen braucht das Unternehmen in den kommenden Jahren?
Wo bestehen oder entstehen Unterschiede zwischen Ist und Soll?
4. Prioritäten setzen
Welche Qualifizierungen sind am dringendsten und wirtschaftlich sinnvoll?
Auf dieser Grundlage wählen Unternehmen gemeinsam mit zertifizierten Bildungsträgern die passenden Module aus. Theoriephasen beim Bildungsträger werden mit Praxisphasen im Betrieb kombiniert. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat – ein sichtbarer Erfolg, der motiviert weiterzumachen.
Erfolgreiche Mitarbeiterbegleitung
Der Erfolg einer TQ hängt maßgeblich von der Motivation und Unterstützung der Beschäftigten ab. Regelmäßige Entwicklungsgespräche helfen, individuelle Ziele zu definieren und persönliche Stärken zu berücksichtigen. Arbeitgeber können bei Bedarf zusätzliche Fördermaßnahmen anbieten: Mentoring durch erfahrene Fachkräfte, Sprachförderung für Mitarbeiter mit Migrationshintergrund oder Lerncoaching bei individuellen Lernschwierigkeiten. So lassen sich Engagement und Lernerfolg der Mitarbeiter deutlich steigern. Entscheidend ist eine Qualifizierung, die zur Lebens- und Arbeitssituation der Mitarbeiter passt.