Nachtarbeit: soziale und gesundheitliche Risiken

Im Dunkeln zur Arbeit, im Dunkeln nach Hause: Nachtarbeit ist in vielen Betrieben unverzichtbar – oft allerdings mit negativen Auswirkungen auf Gesundheit und soziale Beziehungen. Die Beschäftigten selbst können dazu beitragen, die mit der Nachtarbeit verbundenen Risiken zu minimieren. Und auch Arbeitgeber haben die Möglichkeit, mit einer angepassten Schichtplanung dafür zu sorgen, dass ihre Beschäftigten gesund bleiben.

In Deutschland arbeiten etwa sieben Prozent der Beschäftigten in Wechselschicht mit Nachtarbeit und etwa ein Prozent in Dauernachtarbeit. Diese Beschäftigungsformen haben nach einer aktuellen Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Arbeitnehmer. Dabei zeigen sich bei Dauernachtarbeit ähnliche Gefährdungen wie bei rotierender Nachtschichtarbeit.

Hinweis:

Als Nachtarbeit gilt laut Arbeitszeitgesetz (ArbZG) jede Arbeit, die mehr als zwei Stunden der Nachtzeit (23 bis 6 Uhr) umfasst. Nachtarbeitnehmer sind Beschäftigte, die Nachtarbeit in Wechselschicht leisten oder an mindestens 48 Tagen im Kalenderjahr nachts arbeiten.

Gestörter Tag-Nacht-Rhythmus

Arbeitet man längere Zeit nachts und wirkt damit dem natürlichen Tagesrhythmus entgegen, kann es zu gesundheitlichen Problemen kommen. Der menschliche Körper ist darauf ausgerichtet, tagsüber aktiv zu sein und nachts zu schlafen. So wird beispielsweise Melatonin hauptsächlich nachts ausgeschüttet, da Licht die Melatoninbildung hemmt. Dieses Hormon ist dafür verantwortlich, dass die körperliche Aktivität zurückfährt. Entsprechend ist man nachts müde, weniger leistungsfähig und unkonzentrierter als tagsüber.

Nachtarbeit stört den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Schon nach kurzer Zeit klagen viele Nachtarbeitnehmer über Konzentrationsschwäche, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Wer dauerhaft gegen seine „innere Uhr“ lebt, bekommt langfristig die Folgen zu spüren: Schlafstörungen, Reizbarkeit, Nervosität, Appetitlosigkeit und Störungen des Magen-Darm-Traktes, sogar Diabetes und Bluthochdruck können entstehen. Da auch die Reaktions- und Leistungsfähigkeit vermindert ist, steigt nachts zudem das Unfallrisiko.

Was können Beschäftigte tun?

Die Beschäftigten selbst können dazu beitragen, die negativen Auswirkungen von Nachtarbeit zu reduzieren oder zu vermeiden, beispielsweise durch eine gute Work-Life-Balance.

Gesunde Ernährung

Feste Mahlzeiten können dazu beitragen, mit dem veränderten Tag-Nacht-Rhythmus besser zurechtzukommen. Um körperlich und geistig fit zu bleiben, ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung wichtig. Die optimale Kost während der Nachtschicht ist fettarm und reich an Kohlenhydraten und Eiweiß. Dazu gehören mageres Fleisch, Fisch, Nudeln, Reis oder Kartoffeln. Kaffee sollte während der Nachtarbeit allerdings nur in Maßen konsumiert werden.

Ausreichende Bewegung

Mit regelmäßiger Bewegung kann der Körper besser mit Rhythmusverschiebungen umgehen. Dabei sollte ein intensives Training jedoch weder vor dem Schlafengehen noch direkt vor der Nachtschicht stattfinden, weil die Müdigkeit dann umso größer ist. Entspannungstechniken wie Yoga und Autogenes Training können helfen, sich besser zu entspannen und zu konzentrieren.

Erholsamer Schlaf

Viele Nachtarbeitnehmer haben Einschlafprobleme oder schlafen zu wenig. Ideal sind rund sieben Stunden Schlaf nach einer Nachtschicht, die aber auch über den Tag verteilt werden können. Kurze Nickerchen während des Tages können helfen, wieder Energie zu sammeln. Vor dem Schlafengehen für Ruhe und Entspannung sorgen – auf anstrengende Gespräche oder Tätigkeiten besser verzichten. Auch Hunger, zu viel oder schweres Essen stören den Schlaf. Zirka eine Stunde vorm Schlafen sollte nur ein kleiner Imbiss oder ein Frühstück eingenommen werden.

Soziale Kontakte

Durch Nachtarbeit können soziale und familiäre Konflikte entstehen, wenn sich die Freizeit nur schwer mit der der Familie und der Freunde koordinieren lässt. Nachtarbeitnehmer brauchen daher die besondere Unterstützung und das Verständnis ihres Umfelds. Es sollte versucht werden, wenigstens eine Mahlzeit am Tag mit Partner oder Familie gemeinsam einzunehmen. Die Qualität der Zeit, die man gemeinsam verbringt, kann durch gemeinsame Unternehmungen gesteigert werden. Hobbys und Freizeitaktivitäten benötigen nur eine etwas längerfristige Planung.

Optimale Gestaltung von Schichtplänen

Schon bei der Schichtplanung können Arbeitgeber die richtigen Weichen stellen. Generell ist es ratsam, die Wünsche des jeweiligen Mitarbeiters zu berücksichtigen. Denn je mehr Einfluss er selbst auf die Schichtplanung nehmen kann, desto genauer kann er seine privaten Termine planen und soziale Kontakte pflegen. Zudem sollten die Schichtpläne möglichst altersgerecht gestaltet werden, da ältere Mitarbeiter häufig größere Probleme mit Nacht- und Schichtarbeit haben als jüngere Kollegen.

Als optimal hat sich eine Vorwärtsrotation der Intervalle, also Frühschicht – Spätschicht – Nachtschicht erwiesen. Kürzere Schichtzyklen sind längeren vorzuziehen. Die Anzahl an Nachtschichten in Folge sollte im Sinne der Mitarbeitergesundheit beschränkt werden. Empfohlen werden maximal drei Nachtschichten in Folge, danach sollten mindestens 24 Stunden, besser 48 Stunden Freizeit folgen.